Culture Counsel Network

Bildung und Kultur – Learning from Culture

Dokumentation Personalführung


Personalführung 01-2017

4 Stufen des Sinns

Dr. Helmut de Craigher

Sinn ist das, wofür man Opfer zu bringen bereit ist. Jeder Mensch verfolgt, bewusst oder unbewusst, einen Lebenssinn. Insofern ist auch jeder Mitarbeiter oder Geschäftspartner durch Sinn motivierbar. Es gibt jedoch verschiedene Ebenen des Sinns, ähnlich wie die persönlichen Entwicklungsstufen im Leben.

Sinnvorstellungen sind Motivatoren

Sinn bewirkt als „Motivator“ sogenannte „intrinsische“ Motivationen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass der Partner nicht von außen beeinflusst werden muss, sondern aus eigenem Antrieb eine bestimmte Leistung erbringen will. In Mitarbeiter- und Kundengesprächen kommt es darauf an herauszufinden, was unsere Gesprächspartner bewegt. Gegenüber internen und externen Partnern1) ist es ein erster praktischer Schritt zur Führungsverantwortung.

Finden Sie die Motivstruktur ihrer Mitarbeiter heraus

Mitarbeitergespräche sind dazu da, Leistungen und Gegenleistungen zu vereinbaren und zu kontrollieren. Aber das hat Voraussetzungen. Am Verhandlungstisch sitzen Menschen. Können Sie das Handeln dieser Menschen prognostizieren? Nein! Das können Sie nicht mit Sicherheit. Sie müssen die Menschen kennen und verstehen lernen. Finden Sie die Motivstruktur ihrer Mitarbeiter heraus!

Reife und Erfolg

Vereinbarungen sollen am Ende für Sie und für den ganzen Betrieb zum Erfolg führen. Solche Vereinbarungen führen nur zwischen erwachsenen, leistungswilligen und zuverlässigen Menschen zum Erfolg. Als Führungskraft haben Sie die Verantwortung, dass Ihre Mitarbeiter passende Herausforderungen und Erfolgserlebnisse bekommen. Dadurch reifen Leistungswille und Zuverlässigkeit.

Sinnmotivation

Lebenssinn setzt Motive frei. Motive sind seelische Kraftquellen (lat. „motus“ bedeutet “Bewegung“ und „Energie“). Wie an anderer Stelle schon dargelegt2), wächst die Motivation keineswegs aus der Befriedigung von Natur-Bedürfnissen. Sogenannte Incentive-Programme stellen sich deshalb oft als Demotivationsprogramme heraus! Menschen sind motiviert, wenn sie sinnvolle Ziele verfolgen. Und die Motivation steigt, wenn sie ihre Bedürfnisse disziplinieren und auf diese Ziele ausrichten. Motive wirken dabei als Bedürfnisregulatoren. Sie regulieren unsere Bedürfnisse, wenn und insofern sinnvolle Ziele vorliegen.

4 Stufen des Sinns

Betrieblich kommen vor allem praktische Sinnvorstellungen als Motivatoren in Betracht. Es gibt vier Ebenen der praktischen Sinnorientierung von Menschen, an denen sie ihren Sinn festmachen. Diese Ebenen sind auch individuell für die persönliche Entwicklung prägend. Der Charakter von Mitarbeitern und Geschäftspartnern ist wesentlich davon geprägt, in welcher der vier Ebenen sie oder er sich besonders zuhause fühlt, sicher fühlt oder seine Bestätigung sucht:

  1. Wohlwollen in einer vertrauten Beziehung.
  2. Freude an der Beherrschung von Sachzusammenhängen.
  3. Selbstbewusstsein und Anerkanntsein gegenüber der Umgebung.
  4. Freude am Mitwirken in der Gemeinschaft
  • Der Lebenssinn

  • Darüber hinaus existiert eine fünfte, übergeordnete Sinndimension, die eigentliche Vorstellung vom „Gesamtsinn“ des Lebens. Sie ist in der Kultur verankert. Deshalb sollte man die Herkunftskultur der Mitarbeiter und Geschäftspartner gut studiert haben, wenn man dauerhaft zusammenarbeiten will. Die Kultur liefert ein gemeinsames „Koordinatensystem“ von Einstellungen und Werthaltungen.

  • Erziehung

  • Die einzelnen Kulturen formulieren diese Sinnvorstellungen in ihrer Religion oder – das trifft überwiegend für die modernen westlichen Länder zu – in Ideologien, wie beispielsweise dem Humanismus. Sie bestimmen eine Kernidee, wie Gott, Mensch, Wahrheit, Harmonie oder Freiheit. Die kulturellen Koordinaten bestimmen auch, welche der vier praktischen Ebenen besonders wertgeschätzt werden. Es ergibt sich meist eine unterschiedliche Hierarchie der vier praktischen Sinnstufen, ganz unabhängig davon, welche dem einzelnen Individuum besonders wichtig ist. Die erste Stufe der Priorität ist meist so selbstverständlich, dass sie gar nicht bewusst ist und keine Reflexion braucht. Unbewusst prägt die Kultur auch die Erziehung. In Deutschland gilt als erwachsen, wer besonders sachlich mit Herausforderungen umgehen kann, Gemeinschaftssinn und Selbstbewusstsein haben wichtige, aber nachrangige Priorität. In Osteuropa oder in Frankreich steht meist die personale Beziehung im Vordergrund, in den USA das individuelle Selbstbewusstsein, in Asien die Gemeinschaft.

  • 3 wichtige Fragen

  • Finden Sie nun heraus, worauf der Mitarbeiter oder Verhandlungspartner besonders anspricht. Die meisten Psychologen sind sich einig, dass Menschen zu bestimmten Zeitpunkten ihrer Entwicklung eine der Sinnebenen bevorzugen. Achten Sie darauf, ob Ihr Gesprächspartner nicht nur einer Konvention genügen will, sondern ob es ihm wirklich wichtig ist.


1) Vgl. hierzu das 360°-Führungskonzept von John C. Maxwell: Developing Your Influence from Anywhere in the Organization. Nashville, Tennessee 2005.

2) s. in dieser Rubrik 12-2016 "Der Motivationskreislauf" (öffnet neues Browserfenster / neuen -Tab)


Fortsetzung und weitere Informationen beim Autor …

 

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